Stadionlauf

 

Kurzdistanzläufer
Panathenäische Preisamphore (um 530 v. Chr.) mit Stadion- oder Diaulosläufern. Erkennbar sind die Kurzdistanzläufer anhand ihrer großen Schritte und dem ernergischen Schwung ihrer Arme.
(Bild: Foto von Metropolitan Museum of Art ist unter CC0 1.0 lizensiert)

Der Stadionlauf war die älteste olympische Disziplin. Dabei handelt es sich um einen Laufwettbewerb über eine Strecke von 600 Fuß. Da die Länge der Füße von Ort zu Ort variierte, fiel auch die Länge des Stadions und anderer Läufe unterschiedlich aus. Das Stadion in Olympia war beispielsweise 192,28 Meter lang und das in Delphi 177,55 Meter. Bei den Heraia, Spielen für Frauen in Olympia, liefen die Teilnehmerinnen nur 5/6 der Strecke, die die Männer zurücklegen mussten. Der Stadionlauf der Männer in Olympia wurde zu Ehren von Zeus gelaufen und wurde nach den Füßen des 200 Füße langen Zeustempels gemessen. Den Stadionlauf der Frauen zu Ehren Heras maß man nach den kürzeren Füßen des 200 Füße langen Heratempels.


Während des Laufs schwangen die Athleten heftig ihre Arme auf und ab, um ihre Geschwindigkeit zu erhöhen. Auf Vasenbildern können Läufer aufgrund ihrer weiten Schritte erkannt werden, außerdem anhand ihres leicht gebogenen Torsos, den auf Schulterhöhe ausgestreckten Armen und den offenen Händen.

 

QUELLE: Philostratus, Gymnasticus 32-33

Philostratus beschreibt die idealen Läufer:


Wer sich im Dolichos auszeichnen will, soll an Schultern und Nacken stark sein ähnlich einem Fünfkämpfer, aber zarte und leichte Beine haben, wie die Stadionläufer; jene bringen nämlich ihre Beine mittelst der Hände in scharfe Laufbewegung, gleichsam von den Händen beflügelt, die Dauerläufer tun dies am Ziel, in der übrigen Zeit aber gehen sie fast wie im Schritt, die Hände in Stoßstellung vorhaltend, weshalb sie kräftigere Schultern brauchen. [...] Von den Stadionläufern, die die leichteste Kampfart darstellen, sind die Proportionierten auch ganz gut, besser aber als diese solche, die nicht überlang, aber doch etwas schlanker sind als die Proportionierten; denn die übermäßige Länge ermangelt der Festigkeit wie die in die Höhe geschossenen Gewächse. Ihr Bau soll ein kräftiger sein, denn der Anfang des guten Laufes ist der gute Stand. Ihr Körperverhältnis aber sei folgendes: Die Beine sollen den Schultern entsprechen, der Brustkorb etwas unter dem Schienbein gerade, die Hände über das Maß; sie sollen auch mäßige Muskulatur haben; denn überstarke Muskeln sind Bleigewichte für die Schnelligkeit. Zum Wettkämpfern im Diaulos bestimme man solche, die stärker sind als die Stadionläufer, aber leichter als die Waffenläufer.

 

(Übersetzung adaptiert von Julius Jüthner)