Diskuswurf

 

Römische Bronzestatue eines griechischen Athleten in der Glyptothek München
Der „Diskoboulos“ oder „Diskuswerfer“ ist eine berühmte Statue des im 5. Jahrhundert lebenden Bildhauers Myron. Die Statue selbst ist nicht erhalten, aber durch vielfache römische Kopien bekannt.
Vor dem 5. Jahrhundert v. Chr. wurden Athleten immer ruhend dargestellt. Diese innovative Staute hingegen suggeriert Bewegung. Der Athlet hat seinen Diskus nach hinten geschwungen und befindet sich nun in einem Moment des Stillstandes, bevor er den Diskus mit einem mächtigen Schwung nach vorne wirft. Im Gegensatz zum Körper sind die Gesichtszüge sehr friedlich.
(Bild: Foto von MatthiasKabel ist unter CC BY-SA 3.0 lizensiert)

Der Diskuswurf stellte eine der fünf Disziplinen des Pentathlons dar. Ursprünglich war der Diskus aus Stein gefertigt, später bestand er aus Bronze, Blei oder Eisen. Exemplare, die bei Ausgrabungen gefunden wurden, haben einen Durchmesser von 17 bis 35 cm und wiegen zwischen 1,3 und 6,6 kg. Im Durchschnitt wogen sie 2,5 kg, also 0,5 kg mehr als das Minimalgewicht eines heutigen Diskus. Die Gewichtsunterschiede sind leicht zu erklären: Jeder Ort hatte sein eigenes Standardgewicht. Außerdem waren die Diskusse für die Knaben leichter als die für die Erwachsenen. Im Schatzhaus  der Sikyoner bewahrte man drei offizielle Diskusse auf, um sie bei den Olympischen Spielen einzusetzen.

QUELLE: Pausanias VI 19, 1-4

Pausanias über die Schatzkammer von Sikyon:


Nördlich vom Hera-Tempel, den Bergzug des Kronion im Rücken, erhebt sich in der Altis eine Terrasse aus Tuffstein; auf dieser stehen die Schatzhäuser, wie solche von den Griechen auch dem Apollo in Delphi geweiht sind. Da ist nun in Olympia das Schatzhaus von Sikyon, von Myron, dem Tyrannen von Sikyon, gestiftet, der es erbaute, nachdem er in der dreiunddreißigsten Olympiade (648 v. Chr.) mit dem Viergespann gesiegt hatte. In dem Schatzhaus ließ er auch zwei Kammern einrichten, die eine in dorischem, die andere in ionischem Stil. Beide sind, wie ich selbst gesehen habe, aus Bronze verfertigt […]. Auf der kleineren der beiden Kammern in Olympia befindet sich eine Inschrift, welche das Bronzegewicht derselben auf fünfhundert Talente angibt, und als Stifter den Myron und die sikyonische Bürgerschaft nennt. In diesem selben Schatzhaus liegen drei Disken, die man zum Fünfkampf auf den Kampfplatz mitbringt. Auch ist da ein mit Bronze beschlagener Schild mit bunten Malereien auf der Innenseite, neben Helm und Beinschienen. Die Inschrift dieser Waffen besagt, dass die Myaner sie als Bestes der Beute dem Zeus dargebracht haben.


Ein Talent wog ungefähr 30 kg. Das heißt, dass ungefähr 15.000 kg Bronze an den Wänden der Schatzkammer war. Der Wert des Metalls, das die Sikyonier in Olympia lagerten, war also immens.

 

(Übersetzung adaptiert von Hans Reichardt)


Die Wurftechnik kann man auf Bildern nachvollziehen, da der Wurf dort in verschiedenen Phasen dargestellt ist. Ein Rechtshänder brachte seinen linken Fuß nach vorne und legte sein Gewicht hauptsächlich auf den rechten Fuß. Mit seiner rechten Hand schwang er den Diskus einige Male vor und zurück. Dabei drehte er seinen Körper leicht mit der Schwungbewegung. Nach dem letzten Vorbereitungsschwung verlagerte er dann sein Gewicht auf den linken Fuß und warf den Diskus mit einem kräftigen Schwung. Anders als heute drehten sich die griechischen Diskuswerfer wahrscheinlich nicht mehrmals um sich selbst. Daher warfen sie vermutlich auch nicht so weit.