Pferderennen

 

Pferderennen mit einem Vier-Pferde-Wagengespann
Auf dieser Panathenäischen Preisamphore (410-400 v. Chr.) ist ein Wagenlenker mit einem Gespann abgebildet. Die weiße Linie auf der rechten Seite des Vasenbildes ist die Markierung der Ziellinie. Das Gespann ist somit kurz davor, das Rennen zu gewinnen.
(Bild: Foto von © Trustees of the British Museum unter CC BY-NC-SA 4.0 lizensiert)

Die Pferderennen waren die angesehensten Wettkämpfe bei den Spielen („hippische Agone“, von altgr. Hippos = Pferd). Nur die Allerreichsten konnten es sich leisten, Rennpferde zu unterhalten und sie nach Olympia und zu den anderen Wettkampfstätten zu transportieren. Die Besitzer nahmen nicht persönlich an den Wettbewerben teil, sondern an ihrer Stelle fuhr ein Wagenlenker das Gespann. Dennoch wurden die Besitzer der Pferde zu Siegern erklärt. Daher war es auch für Frauen, Kinder und sogar Städte möglich, einen olympischen Sieg zu erringen.


QUELLE: Anthologia Palatina XIII 16

Ein Gedicht, dass den Sieg der Kyniska ehrt:


Meine Vorväter und Brüder waren Könige von Sparta
Ich, Kyniska, war siegreich mit meinem Gespann von Pferden, schnell zu Fuß,
und ich habe diese Statue errichtet. Ich kann sagen, dass ich die einzige Frau
in ganz Griechenland bin, die diesen Kranz errungen hat.


Dieses Gedicht wurde auf den Sockel der Statue in Olympia geschrieben, die von deutschen Archäologen ausgegraben wurde. Unter dem Gedicht steht der Name des Bildhauers geschrieben, Apelleas, Sohn des Kallikeles. Weil das Gedicht berühmt war, wurde es in die byzantinische Sammlung „Anthologia Palatina“ aufgenommen und so auch in der literarischen Überlieferung bewahrt.


Es gab verschiedene Formen von Pferderennen: das Rennen in einem Wagen mit vier Pferden, mit zwei Pferden und Reitern.


Die Pferderennen wurden im Hippodrom ausgetragen. Ein einfaches Hippodrom konnte auf jeder mehr oder weniger ebenen Fläche errichtet werden. Zwei Wendepunkte wurden an den beiden Enden des Hippodroms aufgestellt. Dies waren die gefährlichsten Stellen der Rennbahn: da jeder versuchte, beim Wenden die innerste Bahn zu nehmen, geschahen hier am häufigsten Unfälle. Für die Zuschauer gab es keine Sitzplätze, sie betrachteten die Wettkämpfe von den umliegenden Hügeln aus. In Olympia gab es einen Startmechanismus, der dafür sorgte, dass alle Pferde im selben Augenblick starteten.


QUELLE: Sophokles, Elektra 719-748

Sophokles beschreibt ein aufregendes Pferderennen mit Viergespannen in Delphi mit dem fiktionalen Wagenlenker Orest als Protagonist:


Nachdem die Kämpfer standen, wie das Schiedsgericht
Durchs Los die Stellung ihrer Wagen ordnete,
Flog unter Erztrompetenschall der Zug dahin,
Indes die Zügel schwenkend, ihren Rossen sie
Zuriefen; krachender Wagen dumpf Gerassel scholl,
Die ganze Rennbahn füllend; hoch aufwirbelte
Der Staub, und alle stürmten durcheinander fort,
Die Stacheln rastlos brauchend, dass sie hinter sich
Der Anderen Achsen ließen und der Rosse Dampf.
(...)
Anfänglich rollten alle Wagen regelrecht;
Dann aber ging des Makedoniers Rossgespann
Hartmündig durch, und als sie wieder umgewandt,
Den sechsten Lauf vollendend, auf den siebenten,
Stieß jenes stirnwärts auf die libyschen Wagen ein.
Ein großes Unheil; Einer schlug den Anderen wund,
Im Schlag zu Boden sinkend, und gescheiterter
Rennwagen Trümmer füllten rings das Krysafeld.
(...)
Als letzter fuhr Orestes, welcher sein Gespann
Mit Fleiß zurückhielt, bauend auf des Kampfes Schluss.
Als jener aber ihn allein noch übrig sieht,
Verfolgt‘ er ihn, und seine Donnerstimme schlug
Ans Ohr der Renner; beide fuhren, Joch an Joch,
Schritt haltend

(...)
Als plötzlich er den linken Zügel schießen ließ
Im Punkt der Wendung, dass er auf der Säule Rand
Verborgen anschlug; mitten brach der Achsenring,
Er glitt herab vom Wagen, und verwirrte sich
Im Riemenwerk; die Rosse rannten, scheu gemacht

Vom Sturz des Lenkers, durch die Bahn in wilde Flucht.


(Übersetzung adaptiert von Johannes Minckwitz)

 

In römischer Zeit verloren die griechischen Rennen an Ansehen, da sie zum einen mit den römischen Pferderennen konkurrierten und zum anderen die Wettkampfstätten international verteilt waren. Während es für die Athleten noch möglich war, die weite Reise durch die Mittelmeerwelt auf sich zu nehmen, war dies wesentlich schwieriger und teurer für die Rennställe.