Hermeinos
Hermeinos (geboren 168 n. Chr.) war ein Faustkämpfer aus der ägyptischen Stadt Hermopolis. Er kam aus einer Familie der gehobenen Mittelschicht und hatte zwei jüngere Brüder und eine Schwester. Hermeinos war, im Gegensatz zu seinem Bruder Theognostos, Analphabet. Deshalb kümmerte Theognostos sich um das Archiv der Familie, in dem er Schriftstücke wie Steuerunterlagen aufbewahrte. Dank der erhaltenen Dokumente wissen wir unter anderem, dass Hermeinos und Theognostos im Haus ihres verstorbenen Onkels gewohnt haben, und dass Theognostos später Hermeinos ausgezahlt hat.
Ein einzigartiges Dokument aus dem Archiv ist ein außerordentlich schöner und langer Papyrus: Ein Mitgliedszertifikat des internationalen Athletenverbandes auf den Namen Hermeinos. Scheinbar hatte er genug Talent, um in eine athletische Karriere auf Höchstniveau zu investieren. Das Zertifikat wurde 194 n. Chr. in Neapel ausgestellt, nachdem Hermeinos nach Italien gereist war, um an den Wettkämpfen der Sebasta teilzunehmen. Als er sich beim Verband anmeldete, hatte er anscheinend noch keinen Sieg errungen, aber hoffte zweifellos, dies mit der Unterstützung des Verbandes noch zu erreichen. Allerdings wird auch in späteren Dokumenten kein Sieg genannt, obwohl Athleten solche Erfolge meistens voller Stolz betonten. Wahrscheinlich war die internationale Konkurrenz also doch zu groß. Wir wissen nur, dass Hermeinos einige Jahre nach seiner Anmeldung als lokaler Oberpriester des Verbandes bei einem Wettkampf in Sardeis in Kleinasien diente.
Als Hermeinos nach Hause zurückkehrte, nahm er sein Mitgliedschaftszertifikat mit. Hermeinos starb wohl irgendwann zwischen 227 und 236 n. Chr., woraufhin sein Brüder Theognostos das prestigeträchtige Dokument im Archiv der Familie ablegte. Dieses sogenannte „Boxerdiplom“ ist heute noch vollständig erhalten und zählt zu den wichtigsten Quellen für den internationalen Athletenverband.
Bram Fauconnier