Die Nemeischen Spiele

 

Der Tempel des Zeus bei Nemea
Nemea war eine dem Zeus geweihte Kultstätte in den Bergen. Der Zeus-Tempel auf dem Bild wurde ca. 339 v. Chr. gebaut und steht auf den Ruinen eines Tempels aus dem 6. Jahrhundert v. Chr.
(Bild: Foto von Heinz Schmitz ist unter CC BY-SA 2.5 lizensiert)

Als letzte der vier großen Spiele wurden 573 v. Chr. die Nemeischen Spiele gegründet. Sie fanden in Nemea statt, einem Heiligtum des Gottes Zeus, zu dessen Ehren sie abgehalten wurden. Gemäß dem Gründungsmythos begannen die Spiele als Leichenspiele für den Prinzen Opheltes (auch bekannt unter dem Namen Archemoros), welcher in Nemea als Säugling gestorben war. Ursprünglich wurden die Spiele von Kleonai organisiert, einer kleinen Stadt nördlich des Heiligtums. Ende des 5. Jahrhunderts jedoch geriet Kleonai unter die Kontrolle der größeren Stadt Argos. Infolgedessen wurden die Spiele Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. nach Argos verlegt. Aus diesem Grund kam dem Autor Pausanias, als er Nemea im 2. Jahrhundert n. Chr. besuchte, das dortige Heiligtum verfallen vor.

 

QUELLE: Pausanias II 15, 2-3

Auf seiner Reise durch Griechenland besuchte Pausanias auch das Heiligtum in Nemea:


In Nemea steht ein Tempel des Zeus Nemeios, der einen Besuch wert ist, auch wenn das Dach eingebrochen ist und keine Statue mehr übrig ist. Um den Tempel herum liegt ein heiliger Hain aus Zypressen. Der Sage nach wurde hier Ophestes, den seine Amme ins Gras gelegt hatte, von der Schlange getötet. Die Einwohner von Argos opfern dem Zeus auch in Nemea und wählen einen Priester des Zeus Nemeios. Beim Fest der Nemeen im Winter organisieren sie hier außerdem Wettrennen für Männer in Rüstung. Also ist dort das Grab des Opheltes, mit einer steinernen Umzäunung ringsum und innerhalb dieser Umgrenzung stehen Altäre. Es gibt dort auch einen Tumulus als Monument für Opheltes' Vater Lykourgos.


Dem Gründungsmythos zufolge waren die Leichenspiele für das königliche Baby Opheltes die ersten Spiele in Nemea.
Zu Pausanias' Zeit wurden die Nemeischen Spiele nicht länger in Nemea veranstaltet, sondern in Argos. Traditionell fanden die Nemeen alle zwei Jahre im Sommer statt, d. h. ein Jahr vor und ein Jahr nach den Olympischen Spielen. Im 2. Jahrhundert wurden jedoch viel zu viele Spiele im Sommer veranstaltet, vor allem im Jahr nach den Olympischen Spielen, weshalb die Nemeen Schwierigkeiten bekamen, Teilnehmer anzuziehen. Um dieses Problem zu lösen, verlegte man die Nemeen des zweiten Jahres in den Winter, im vierten Jahr fanden sie wie gewohnt im Sommer statt. Während dieser „Winter-Nemeen“ wurde offensichtlich ein Waffenlauf im alten Heiligtum veranstaltet. Dabei handelt es sich um keinen besonders beliebten Wettkampf.

 


Die Nemeen wurden alle zwei Jahre abgehalten und wechselten sich mit den Isthmischen Spielen ab. Sie fanden immer im Sommer eines Jahres statt, in dem weder in Olympia noch in Delphi Wettkämpfe veranstaltet wurden. In römischer Zeit aber wurden diejenigen Nemeischen Spiele, die im Jahr nach den Olympischen stattfanden, in den Winter verlegt.


Ursprünglich bestand das Programm nur aus athletischen Wettkämpfen und Pferderennen, genauso wie in Olympia. In hellenistischer Zeit kamen musische Wettbewerbe hinzu. Im 1. Jahrhundert n. Chr. gab es sogar Wettkämpfe für Mädchen. Sieger erhielten anfangs als Preis einen Kranz aus Olivenzweigen, aber ab dem Anfang des 5. Jahrhunderts v. Chr. bestand dieser aus wildem Sellerie.

 

QUELLE: Anthologia Palatina IX 357

Trotz der strikten Metrik der griechischen Dichtung gelang es einem unbekannten griechischen Dichter, die vier Spiele der Periodos in einem kurzen Gedicht zu präsentieren und dabei auch die vier Götter, Helden und Preise zu nennen.


Es gibt vier Spiele in Griechenland, vier heilige Spiele,
zwei feiern Sterbliche, zwei unsterbliche Götter:
Zeus, den Sohn der Leto, Palaimon und Archemoros.
Die Preise sind ein Olivenzweig, Äpfel, Sellerie und Pinien.


Zeus und der Olivenzweig repräsentieren die Olympischen Spiele. Für die Pythischen Spiele nennt der Dichter den Sohn der Leto, womit er Apollo meint, und die Äpfel stehen anstelle des besser bekannten Kranzes aus Lorbeerblättern. Dieses Detail zeigt, dass dieses Gedicht aus der römischen Kaiserzeit stammt. Der mythische Gründer Palaimon und die Pinien – hier kann der Dichter die traditionelle Reihenfolge der Spiele aufgrund des Metrums nicht einhalten – stehen für die Isthmischen Spiele. Archemoros schließlich ist ein anderer Name für Opheltes aus dem Gründungsmythos der Nemeischen Spiele, und wie auch der Kranz aus Sellerie steht er für diese Wettkämpfe.