Kränze

 

Nike krönt einen Schauspieler
Die Göttin Nike krönt einen jungen Mann, wahrscheinlich ein Schauspieler. Dieser blickt dabei auf eine Theatermaske, die er in seiner linken Hand hält.
(Bild: Foto von © Trustees of the British Museum unter CC BY-NC-SA 4.0 lizensiert)

Zu allen möglichen Arten von Feierlichkeiten trugen die antiken Griechen Kränze auf dem Kopf, z. B. bei einer Prozession, einem Opfer oder einem festlichen Abendessen. Häufig wurden dabei auch die Organisatoren einer solchen Veranstaltung bekränzt. Diese Kränze waren normalerweise aus Blättern oder Blumen gefertigt. Ehren, die einer Gemeinschaft zuteil wurden, wurden meistens in Form eines goldenen Kranzes visualisiert.

 

Die Sieger der großen internationalen Spiele erhielten nur einen Kranz aus Blättern: in Olympia aus Oliven, in Delphi aus Lorbeer (der immergrüne Lorbeerbaum war dem Gott Apollo heilig), bei den Isthmien anfangs aus Pinienzweigen, später aus getrocknetem Sellerie, bei den Nemeen schließlich aus grünem Sellerie.

 

 

QUELLE: Anthologia Palatania IX 357

Trotz der strikten Metrik der griechischen Dichtung gelang es einem unbekannten griechischen Dichter, die vier Spiele der Periodos in einem kurzen Gedicht zu präsentieren und dabei auch die vier Götter, Helden und Preise zu nennen.


Es gibt vier Spiele in Griechenland, vier heilige Spiele, zwei feiern Sterbliche, zwei unsterbliche Götter: Zeus, den Sohn der Leto, Palaimon und Archemoros. Die Preise sind ein Olivenzweig, Äpfel, Sellerie und Pinien.


Zeus und der Olivenzweig repräsentieren die Olympischen Spiele. Für die Pythischen Spiele nennt der Dichter den Sohn der Leto, womit er Apollo meint, und die Äpfel stehen anstelle des besser bekannten Kranzes aus Lorbeerblättern. Dieses Detail zeigt, dass dieses Gedicht aus der römischen Kaiserzeit stammt. Der mythische Gründer Palaimon und die Pinien – hier kann der Dichter die traditionelle Reihenfolge der Spiele aufgrund des Metrums nicht einhalten – stehen für die Isthmischen Spiele. Archemoros schließlich ist ein anderer Name für Opheltes aus dem Gründungsmythos der Nemeischen Spiele, und wie auch der Kranz aus Sellerie steht er für diese Wettkämpfe.

 

 

 

 

Inschrift mit acht Kränzen
(Bild: "Kränze" ist eine Modifikation des Bildes "Isthmia, Victory Inscription (2)" von Jona Lendering unter CC0 1.0 lizensiert. "Kränze" ist unter CC0 1.0 lizensiert [Simon Schall]).

Bei den Kapitolia gewann man einen Kranz aus Eichenblättern. Der Begriff „Kranzspiele“ rührt von dieser Sitte her. Manche Athleten zeigen die verschiedenen Kränze, die sie gewonnen haben, nebeneinander auf ihren Ehreninschriften.

 

Die Verwendung von Kränzen war jedoch nicht auf Kranzspiele beschränkt; sie kamen bei allen Spielen zum Einsatz und waren häufig mit anderen Preisen verbunden. Der Kranz stellte ein Siegessymbol dar und die Zeremonie, in deren Rahmen der Sieger offiziell verkündet und bekränzt wurde, war immer der größte Moment für den Athleten.

 

QUELLE: Inschrift mit acht Kränzen

Inschrift aus Isthmien mit Kränzen von unterschiedlichen Spielen


(von links nach rechts) Die Olympischen Spiele - die Kapitolinischen Spiele in Rom - in Neapel - die Actischen Spiele - in Ephesus zweimal in der Kategorie der „Pythischen Knaben“ - in Ephesus in der Kategorie der jungen Männer und der Männer am selben Tag - in Smyrna - in Pergamon.

 

Kränze konnten auch aus wertvollem Metall gefertigt sein, etwa Gold oder Silber. In römischer Zeit entwickelten sich einige dieser Kränze zu regelrecht monumentalen Konstruktionen, wie Münzen und Mosaike belegen. In Artemidors Traumbuch träumt ein Sportler sogar, dass er „seine Füße im Kranz wasche“ (was – so Artemidor – kein gutes Vorzeichen sei). Das Symbol des Kranzes wurde später von den Christen übernommen, die ihren Märytern einen „immerwährenden Kranz“ verliehen, nachdem sie in der Arena gestorben waren.

 

Bei den modernen Spielen hat die Medaille den Kranz verdrängt. Bei manchen Olympischen Spielen jedoch, wie etwa bei denen 1936 in Berlin und 2004 in Athen, verlieh man den Siegern zusätzlich einen Kranz aus Blättern, um an die Antike zu erinnern.