Kranzspiele

 

Kränze
Inschrift mit acht Kränzen von unterschiedlichen Spielen.
(Bild: "Kränze" ist eine Modifikation des Bildes "Isthmia, Victory Inscription (2)" von Jona Lendering unter CC0 1.0 lizensiert. "Kränze" ist unter CC0 1.0 lizensiert [Simon Schall]).

In manchen Büchern unterscheiden Forscher strikt zwischen „Kranzspielen“, wo man nur einen symbolischen Kranz gewinnen konnte, und „Preisspielen“, wo man mit materiellen Preisen belohnt wurde. Allerdings entspricht diese moderne Terminologie nicht genau der antiken Konzeption der Wettkämpfe, sondern ist beeinflusst von modernen Ideen.

 

Die antike Terminologie für die Spiele entwickelte sich im Laufe ihrer jahrhundertelangen Geschichte. Der Begriff „Kranzspiele“ taucht zum ersten Mal in literarischen Texten des 4. Jahrhunderts v. Chr. auf, um die Olympischen, Pythischen, Isthmischen und Nemeischen Spiele (die spätere Periodos) zu bezeichnen. Erst im 3. Jahrhundert v. Chr. wurden dieser Begriff auch Teil der Fachsprache der Athleten. Zu dieser Zeit wurde eine größere Gruppe von Spielen unter diesem Begriff zusammengefasst. Damals wurden nämlich eine Menge neuer Spiele eingeführt und die Initiatoren wollten selbstverständlich, dass ihre Spiele prestigeträchtig waren. Daher schloss man Verträge zwischen Städten: die Städte erkannten die neuen Spiele per Dekret an, wobei sie versprachen, die Sieger der neuen Wettkämpfe bei ihrer Heimkehr mit denselben Ehren zu versehen, wie wenn sie bei den Olympischen oder bei den Pythischen Spielen gewonnen hätten. Daher nannte man die neuen Spiele auch isolympische bzw. isopythische Spiele, und der Begriff „Kranzspiele“ wurde zum Oberbegriff. Ein eigener Begriff für die übrigen Spiele, die keine Kranzspiele waren, existierte noch nicht.

 

Im römischer Zeit konnte den Spielen nur durch den Kaiser ein bestimmter Status verliehen werden. In dieser Zeit nannte man die Kranzspiele für eine kurze Phase „heilige Kranzspiele“, später dann einfach „heilige Spiele“. Da die Anzahl von Spielen, bei denen man etwas gewinnen konnte, zu groß wurde, ging man ab der Regierungszeit des Kaisers Trajan dazu über, die Spiele in „heilige Spiele“, bei denen man Steuerfreiheit und andere Vergütungen gewinnen konnte, und „heilige Spiele mit Einzug in die Stadt“ zu unterscheiden; bei letzteren hatten die Sieger außerdem das Recht darauf, feierlich in ihre Heimatstadt zurückzukehren und eine Pension zu erhalten. Zur selben Zeit entwickelte man auch spezielle Kategorien für Wettbewerbe niederen Ranges, sogenannte „Talentspiele“ (ein Talent entsprach 6000 Drachmen) oder „thematische Spiele“.

 

QUELLE: Plinius, Epistulae X 118

Plinius der Jüngere, 111 n. Chr. Statthalter der Provinz Bithynia et Pontus, schrieb an den Kaiser Trajan mit Bitte um Rat bezüglich der Forderungen von Athleten.


Plinius an den Kaiser Trajan.
Herr, die Athleten meinen, dass sie die Gelder, die du für die eiselastischen Spiele beschlossen hast (d. h. die Spiele bei denen sie einen triumphalen Einzug in ihre Heimatstadt gewinnen können), erhalten sollten von dem Tag an, an dem sie bekränzt worden sind. Sie behaupten, dass es nicht wichtig sei, wann sie in ihre Heimatstadt zurückkehren, sondern wann sie den Wettkampf gewonnen haben, denn das sei der Grund für ihre triumphale Heimkehr. Ich jedoch betone (ihnen gegenüber) „für den triumphalen Einzug“ und daher nehme ich stark an, dass damit der Augenblick ihres triumphalen Einzugs gemeint ist.
Dieselben Leute fordern die Belohnungen für die Spiele die Sie als eiselastisch (d. h. mit einem triumphalen Einzug in der Heimatstadt) deklariert haben, auch wenn sie ihre Siege errungen haben, bevor die Spiele diesen Status erhalten haben. Sie sagen, dass das gerecht sei: da sie keine Belohnung erhalten für Spiele, die nach ihrem Sieg aufhörten eiselastisch zu sein, sollten sie Belohnungen erhalten für die Spiele, die diesen Status erhalten haben. Auch hier zweifle ich sehr daran, dass irgendwer ein Recht auf solche rückwirkenden Zahlungen hat, wenn er damals, als er seinen Sieg errungen hatte, dieses Recht nicht hatte. Daher bitte ich Euch darum, dass Ihr gnädig seid, mich in meinen Zweifeln zu führen, indem Ihr mir Aufschluss darüber gebt, was Ihr mit deinen Wohltaten beabsichtigt.


Wenn ein Athlet einen Sieg in einem der eiselastischen Spiele errungen hatte, hatte er das Recht darauf, triumphal in seine Heimatstadt zurückzukehren. Im Anschluss erhielt er eine Art Pension. Da die Athleten darüber hinaus ständig durch die Welt reisten, sahen sie ihre Heimatstadt oft erst Jahre nach ihren Siegen wieder. Nun verlangen sie, ihre Pension vom Zeitpunkt ihres Sieges an zu erhalten, und nicht erst von dem Tag an, an dem sie in die Heimat zurückkehren.