Nero

 

Porträtkopf Nero's
Dieser Porträtkopf zeigt Kaiser Nero (54-68 n. Chr.). Ursprünglich gehörte er wohl zu einer überlebensgroßen Statue des Kaisers.
(Bild: Foto von Bibi Saint-Pol / gemeinfrei)

Seit seiner Jugend war Nero (Kaiser von 54 bis 69 n. Chr.) begeistert von der griechischen Kultur. Er sprach deshalb fließend Griechisch. Am meisten interessierten ihn Dichtung und Musik: Er unterstützte junge Dichter und trat selbst im engen Kreis bewundernder Freunde als Kitharaspieler auf. Leider ist keine seiner Dichtungen, von denen eine den Untergang Trojas behandelte, erhalten.


60 n. Chr. richtete Nero die ersten regulären griechischen Spiele in Rom ein, die er „Neroneia“ nannte. Literatur und Musik spielten dabei die Hauptrolle und die Sieger widmeten ihre Kränze dem Kaiser. Neros erster öffentlicher Auftritt als Teilnehmer fand jedoch bei den „Sebasta“ in Neapel 64 n. Chr. statt. Ein Jahr später trat er erneut als Dichter und Kitharaspieler bei den zweiten Neroneia des Jahres 65 auf (nicht wie üblich nach vier, sondern nach 5 Jahren!). Im darauffolgenden Jahr war er als Wagenlenker im Circus Maximus zu sehen und begann seine große Tour durch Griechenland. Alle Spiele der Periodos wurden aus diesem Anlass in nur einem Jahr veranstaltet (die Olympischen Spiele wurden hierzu um beinahe zwei Jahre vorverlegt), so dass Nero in nur einem Jahr Periodossieger werden konnte. Er gewann alle Kränze der musischen Wettbewerbe (in Olympia fand extra ein einmaliger musischer Wettkampf statt) und siegte auch in den Wagenrennen, obwohl er in Olympia aus seinem Wagen fiel, als er einen Zehngespanner anstelle eines Viergespanners lenkte! Den Höhepunkt dieser Reise stellte sein zweiter Aufenthalt in Korinth dar (nachdem er einige Monate zuvor dort den neuen Kanal durch den Isthmos eröffnet hatte), wo er persönlich – nach dem Vorbild des T. Quinctius Flamininus – die Freiheit der Griechen verkündete.


Bei seiner Rückkehr nach Italien veranstaltete er vier triumphale Einzüge, nämlich in Neapel, seinem Geburtsort Antium, seiner Landresidenz Alba Longa und in Rom. Bei letzterem Ereignis betrat er die Stadt auf dem Triumphwagen des Augustus, gekleidet in griechische Kleidung, mit dem Olympischen Kranz auf dem Kopf und dem Pythischen Kranz um seinen rechten Arm. Man hatte für diesen Einzug eigens eine Bresche in die Stadtmauer geschlagen. Dies war der Triumphzug eines Künstlers, nicht der eines Feldherrn. Aus diesem Grund endete er auch beim Tempel des Künstlergott Apollo und nicht bei dem des Iuppiter Capitolinus, wie bei einem militärischen Triumph.


Die römische Oberschicht hieß die öffentlichen Auftritte des Kaisers bei den Spielen nicht gut, insbesondere wenn er bei den Pferderennen teilnahm. Auch weckte er ihre Missgunst, als er sie dazu zwang, an den römischen Spektakeln teilzunehmen, obwohl dies eine Tätigkeit für Sklaven war. Jedoch brachte dieses Verhalten Nero sicherlich Sympathien bei der einfachen Bevölkerung des Ostens ein. Als er sich nicht länger mit der hoffnungslosen politischen Situation auseinandersetzen wollte, zog Nero sich in den Applaus seiner griechischen Bewunderer zurück, den einzigen Personen, die „mich und meine Kunst zu schätzen wissen“. Letztlich wurde Nero ermordet und die Neroneia abgeschafft.

 

Rekonstruktion von Neros Griechenlandreise:

 

Oktober 66 (?)

Actia

Frühjahr 67 (?)

Olympia

Frühjahr 67 (?)

Nemea

April-Mai 67

Isthmia

August 67

Pythia

August 67

Einweihung des Isthmus-Kanals

28. November 67

Verkündigung der Freiheit der Griechen in Korinth

Dezember 67 bis Anfang 68

Vier triumphale Einzüge

9. Juni 69

Ermordung Neros