Belohnung in der Heimatstadt
Gewinner des Wettrennens im Pferdereiten: Auf der rechten Seite dieser Panathenäische Preisamphore ( ca. 540 v. Chr.) ist ein Herold zu sehen, der den Sieger proklamiert. Er nennt den Namen des Gewinners, den Namen von dessen Vater, dessen Heimatstadt und den gewonnenen Wettbewerb. In der Mitte ist der Sieger selbst auf seinem Pferd sitzend abgebildet, gefolgt von einem Assistenten, der seinen Preis trägt, einen bronzenen Dreifuß. (Bild: Foto von © Trustees of the British Museum unter CC BY-NC-SA 4.0 lizensiert) |
Wenn ein Sportler bei den Spielen gewonnen hatte, teilte seine Heimatstadt seinen Ruhm. Bei der Siegerehrung wurde die Stadt gemeinsam mit dem Namen des Athleten verkündet und bei seiner Heimkehr widmete der Sieger seinen Siegeskranz im Tempel seiner Heimatstadt. Ferner belohnte man Athleten, die bei den Spielen der Periodos oder anderen prestigeträchtigen Spielen gewonnen hatten. Bei diesen Veranstaltungen gewann man von der Stadt, die die Spiele austrug, üblicher Weise keinen materiellen Preis, aber die Belohnungen, die man in der Heimat erhielt, waren mindestens genauso wertvoll.
Die Städte gaben den erfolgreichen Athleten z. B. ein Geldgeschenk. Beispielsweise bot in Athen bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. Solon 500 Drachmen für Sieger der Olympischen und 100 Drachmen für Sieger der Isthmischen Spiele. Darüber hinaus erhielten die Sportler kostenlose Mahlzeiten für den Rest ihres Lebens in der Stadthalle. Seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. wurden die einmaligen Geldgeschenke in lebenslange Pensionen umgewandelt. In der römischen Kaiserzeit wurden die Athleten außerdem von Steuern befreit.
Der athenische Staatsmann Solon (ca. 640-560 v. Chr.) setzte die Belohnungen für die Sieger der großen Spiele gesetzlich fest:
Er beschränkte die Belohnungen für die Athleten in den Spielen: Für die Sieger der Olympischen Spiele setzte er eine Belohnung von 500 Drachmen fest, für einen Sieger der Isthmischen Spiele 100 Drachmen und entsprechend für die anderen Fälle..
Nur zwei der vier Spiele der Periodos werden genannt. Solons politische Karriere (594 bis 561 v. Chr.) fiel nämlich mit der Zeit zusammen, in der die Pythischen, Isthmischen und Nemeischen Spiele gegründet wurden. Die Periodos gab es zu dem Zeitpunkt deshalb noch nicht.
Allerdings gab es nicht nur materielle Belohnungen, sondern manche bestanden auch aus symbolischen Ehrungen: einem besonderen Sitz vorne im Theater oder einem feierlichen Einzug in die Stadt. Manche herausragenden Sportler wurden außerdem mit Statuen, Gedichten oder Inschriften geehrt. Diese versicherten lebenslangen Ruhm in der Stadt.
Die Belohnungen ermöglichten es auch etwas ärmeren Athleten, eine Sportkarriere zu machen. Bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. nahmen die Belohnungen und die Anzahl an heiligen Spielen immer weiter zu. Dies bedeutete aber eine starke finanzielle Belastung für Städte mit vielen Spitzensportlern, da sie alle von verschiedenen Steuern befreit waren und ihnen häufig auch Pensionen zugesichert wurden.
Plinius der Jüngere, 111 n. Chr. Statthalter der Provinz Bithynia und Pontus, schrieb an den Kaiser Trajan mit Bitte um Rat bezüglich der Forderungen von Athleten.
C. Plinius an den Kaiser Trajan.
Herr, die Athleten meinen, dass sie die Gelder, die Du für die eiselastischen Spiele beschlossen hast (d. h. die Spiele, bei denen sie einen triumphalen Einzug in ihre Heimatstadt gewinnen können), erhalten sollten von dem Tag an, an dem sie bekränzt worden sind. Sie behaupten, dass es nicht wichtig sei, wann sie in ihre Heimatstadt zurückkehren, sondern wann sie den Wettkampf gewonnen haben, denn das sei der Grund für ihre triumphale Heimkehr. Ich jedoch betone (ihnen gegenüber) „für den triumphalen Einzug“ und daher nehme ich stark an, dass damit der Augenblick ihres triumphalen Einzugs gemeint ist. Dieselben Leute fordern die Belohnungen für die Spiele, die Du als eiselastisch deklariert hast, auch wenn sie ihre Siege errungen haben, bevor die Spiele diesen Status erhalten haben. Sie sagen, dass das gerecht sei: Da sie keine Belohnung erhalten für Spiele, die nach ihrem Sieg aufhörten eiselastisch zu sein, sollten sie Belohnungen erhalten für die Spiele, die diesen Status erhalten haben. Auch hier zweifle ich sehr daran, dass irgendwer ein Recht auf solche rückwirkenden Zahlungen hat, wenn er damals, als er seinen Sieg errungen hatte, dieses Recht nicht hatte. Daher bitte ich Dich darum, dass Du so gnädig bist, mich in meinen Zweifeln zu führen, indem Du mir Aufschluss darüber gibst, was Du mit Deinen Wohltaten beabsichtigst.
Wenn ein Athlet einen Sieg in einem der eiselastischen Spiele errungen hatte, hatte er das Recht darauf, triumphal in seine Heimatstadt zurückzukehren. Im Anschluss erhielt er eine Art Pension. Da die Athleten darüber hinaus ständig durch die Welt reisten, sahen sie ihre Heimatstadt oft erst Jahre nach ihren Siegen wieder. Nun verlangen sie, ihre Pension vom Zeitpunkt ihres Sieges an zu erhalten, und nicht erst von dem Tag an, an dem sie in die Heimat zurückkehren.