Der Circus Maximus
Der Cirucs Maximus Das Foto zeigt den modernen Erhaltungszustand des Circus Maximus im Zentrum Roms. (Bild: Foto von Rabax63 ist unter CC BY-SA 4.0 lizensiert) |
Der Circus Maximus in Rom mag heute weniger bekannt sein als das besser erhaltene Kolosseum, für die antiken Zeitgenossen war er jedoch schon lange vor dem monumentalen Amphitheater von großer Bedeutung. Er stellte den ältesten und größten Veranstaltungsort in Rom dar, der vielfältigen Spektakeln Raum bot. Circusspiele waren zudem die häufigsten Spiele im Festkalender Roms, sodass die Stadtbevölkerung öfter auf den Rängen des Circus Maximus saß als auf denen des Kolosseums. Denn viele der jährlich stattfindenden öffentlichen Spiele beinhalteten auch einen „dies circensis“, einen Tag also, an dem Circusspiele veranstaltet wurden. Im 1. Jahrhundert v. Chr. verzeichnete man noch 12 solcher Circustage, Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. waren es schon über 50.
Livius berichtet von der Grundsteinlegung des Circus Maximus:
Seinen ersten Krieg führte er mit den Latinern, und nahm ihnen die Stadt Apiolä im Sturm. Da er von hier eine größere Beute heimbrachte, als der Ruf des Krieges erwarten ließ, stellte er Spiele an, welche an Pracht und Ausstattung die der vorigen Könige übertrafen. Damals wurde auch zuerst der Platz zu einer Rennbahn (Circus), die jetzt „die Große“ (Maximus) heißt, abgesteckt.
(Übersetzung adaptiert von Konrad Heusinger)
In erster Linie war der Circus Maximus natürlich der Schauplatz für die beliebten Wagenrennen und sein Aufbau wurde zum Prototyp eines römischen Circus. Der Circus Maximus befand sich in dem Tal zwischen dem Palatin und dem Aventin (zwei der sieben Hügel Roms) und seine Grundsteine wurden laut dem römischen Geschichtsschreiber Livius schon im 6. Jahrhundert v. Chr. durch Tarquinius Priscus, dem fünften König Roms, gelegt. Im Laufe der Zeit wurde er immer wieder umgebaut und erweitert: So wurden im Jahr 329 v. Chr. feste Starttore installiert, im Jahr 186 v. Chr. bekam er ein Zeltdach, 174 v. Chr. kamen Rundenzähler hinzu und im Jahr 46 v. Chr. wurden Absperrungen vor den Zuschauerrängen errichtet, um die Zuschauer bei den Tierhetzen vor den wilden Tieren zu schützen. In der Kaiserzeit hinterließen dann viele der Kaiser ihre persönlichen Spuren: Augustus zum Beispiel stellte einen Obelisken aus rotem Granit in der Mitte des Circus Maximus auf, um seinen Sieg über Kleopatra und damit seine Einnahme Ägyptens zu feiern.
Besonders unter Trajan wurde der Circus Maximus durch verschiedene Umbauten zu dem monumentalen Bauwerk, das in die Geschichte eingehen sollte. Die heutige archäologische Stätte zeigt, dass die Rennbahn eine Länge von ca. 580m hatte und ca. 79m breit war. Von außen ist der Circus Maximus 600-620m lang und es wird geschätzt, dass er auf seinen dreistöckigen Zuschauerrängen 150 000 – 350 000 Zuschauer fassen konnte. Der Kaiser und sein Gefolge saßen natürlich nicht inmitten der Menge, wenn sie den Spielen beiwohnten: Für sie gab es einen Ehrenpavillon („pulvinar“), der sogar mit den kaiserlichen Palästen auf dem Palatin verbunden war.
Ammianus Marcellinus beschreibt die Begeisterung der „plebs“ für die Circusspiele im Circus Maximus:
Ihr ganzes Leben bringen sie bei Wein und Würfel, in liederlichen Häusern, mit Vergnügungen und Schauspielen zu. Tempel und Wohnungen, Volksversammlung und höchster Wunsch ist ihnen die große Rennbahn (der Circus Maximus). Auf Märkten, auf Kreuzwegen, auf Straßen und in Trinkhäusern sieht man sie truppweise beisammen, immer im Streit miteinander und in ewigem Widerspruch. Männer, die (…) wegen ihres hohen Alters das große Wort führen, schreien und setzen, als hinge Wohl und Weh des Staats davon ab, mit grauem Kopf und Runzeln in der Stirn, dass im nächsten Wettrennen der Wettfahrer, den sie begünstigen, gewiss der erste aus den Schranken sein, und mit nachlässigen Zügel geschickt um die Ecke der Rennbahn lenken werde. Wie überall, wo der Wurm des Müßigganges sich einmal so tief eingefressen hat, so auch in Rom: Kaum bricht der längst erwünschte Tag eines Wettrennens an, kaum erscheint die Sonne am unteren Horizont, eilen alle schon in vollem Rennen, schneller als die Kampfwagen selbst, hin, jeder nur seinen ängstlichen Wunsch, der sich mit dem Wunsch des anderen durchkreuzt, erfüllt und den Erfolg eines Tages zu sehen begierig ist, der ihm mehr als eine schlaflose Nacht kostete.
(Übersetzung adaptiert von Johan August Wagner)
Konstanze Schiemann