Das Kolosseum
Innenansicht des Kolosseums Das Bild zeigt das Innere des Kolosseums. Man sieht die unterirdischen Strukturen, die vom Boden der Arena verdeckt waren. Darüber erheben sich die Zuschauerränge. (Bild: Foto von Sebastian Straub ist unter CC BY 3.0 lizensiert) |
Das größte und wohl berühmteste Amphitheater ist das Flavische Amphitheater, das heute „Kolosseum“ genannt wird. Die Bezeichnung „Kolosseum“ entstand im Mittelalter und bezieht sich auf die riesige – also kolossale – Statue von Nero, in deren Nähe das Amphitheater gebaut wurde. Kaiser Vespasian (9-79 n. Chr.) und seine Söhne gaben mit dem Kolosseum symbolisch den Bürgern Roms den öffentlichen Raum zurück, nachdem der unbeliebte Kaiser Nero zentrale Teile der Stadt zu seinem Privatbesitz gemacht hatte. Unter Vespasian 70 n. Chr. begonnen, wurde der Bau in der Regierungszeit seines ersten Sohns Titus eingeweiht. Fertiggestellt wurde das Kolosseum allerdings erst unter seinem zweiten Sohn Domitian. Die Einweihung 80 n. Chr. wurde mit einem 100-tägigen Spektakel gefeiert, über das Martial in seiner Gedichtesammlung über Spektakel ausführlich berichtet.
Das Bauwerk selbst ist vier Stockwerke und damit über 50m hoch. Die Fassade der unteren drei Stockwerke ist mit achtzig Arkaden versehen, wohingegen das oberste Geschoss mit einer durchgehenden Wand abgeschlossen wird. Die Torbögen machten das Kolosseum von allen Seiten zugänglich, was es einmal mehr als öffentliches Gebäude kennzeichnet. Außen misst der Bau 188m in der Länge und 156m in der Breite, seine Arena aus Holz hat eine Länge von 80m und eine Breite von 54m. Die Arena war von einem Podium umgeben, das die Zuschauer vor den wilden Tieren sicherte. Insgesamt konnte der Zuschauerraum zwischen 45000 und 55000 Menschen fassen. Der Unterbau bot Gänge und Kammern für die Bühnentechnik und war mit Aufzugmechanismen ausgestattet. Später wurde das Kolosseum durch einen unterirdischen Gang direkt mit der naheliegenden Gladiatorenschule, dem Ludus Magnus, verbunden.
Ab dem Mittelalter nutzten die Nachfolger der Römer die steinernen Amphitheater entweder als Befestigungen und erweiterten sie um Wachtürme, oder als Steinbrüche für andere Bauten. So erging es auch dem Kolosseum – es wurde im Mittelalter sogar als Krankenhaus genutzt und diente armen Bewohnern der Stadt als Unterkunft. Da die Tradition der Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen im Mittelalter verloren ging, war auch die Funktion eines Amphitheaters nicht mehr eindeutig. Dadurch boten die Ruinen Stoff für dunkle Legenden, so zum Beispiel für die Christen, deren frühe Glaubensgenossen auch im Kolosseum ihren Tod fanden.
Konstanze Schiemann