Das Amphitheater

 

Das Amphitheater von Pompeij
Das Bild zeigt eine Aufnahme eines der frühesten Amphitheatern der Römer. Die Längsachse der gesamten Anlage misst 135,6m, die Querachse 104m. Der Bau wurde in einer schon bestehenden Vertiefung errichtet und an den Seiten wurde ein Erdwall aufgeschüttet, um den Zugang des Theaters von oben zu ermöglichen.
(Bild: Foto von Lord Pheasant / gemeinfrei)

Das Amphitheater ist der wahrscheinlich „römischste“ Bautypus der Antike, denn die Form beruht im Gegensatz zu den meisten römischen Gebäuden nicht auf griechischen Vorbildern. Nur der Name kommt aus dem Griechischen: das Adjektiv „amphitheatros“ bedeutete etwa „ein doppeltes Theater“ oder „rundum von Sitzen umgeben“. Ein typisches Amphitheater hat in der Tat eine ovale Arena im Zentrum und Sitzreihen, die auf allen Seiten stufenförmig emporragen. Ein Amphitheater hatte prinzipiell kein Dach, viele waren jedoch mit Sonnensegeln ausgestattet. Am bekanntesten sind Amphitheater wohl als Schauplatz für Gladiatorenkämpfe, aber in ihnen fanden auch Tierhetzen und sogar aufwendige Nachstellungen von Seeschlachten, bei denen die Arena geflutet wurde, statt. Diese Darbietungen wurden mit ausgeklügelter Bühnentechnik und Requisiten unterstützt. Im Amphitheater trafen alle sozialen Schichten Roms aufeinander, die soziale Hierarchie wurde durch eine gestaffelte Sitzordnung abgebildet und damit verdeutlicht.


Die ersten Amphitheater entstanden wahrscheinlich in der Mitte des 1. Jahrhundert v. Chr. in Kampanien, einer Region südwestlich von Rom. Das erste dauerhafte wurde 70 v. Chr. in Pompeji errichtet. In Rom selbst gab es aber schon vorher einen einfachen Prototyp eines Amphitheaters aus Holz auf dem Forum Romanum, in dem Gladiatorenkämpfe stattfanden. Das erste steinerne Amphitheater in der Hauptstadt entstand zur Zeit des Kaisers Augustus, später errichtete Nero 57 n. Chr. ein weiteres aus Holz. Das größte und wichtigste Amphitheater Roms wurde allerdings erst von den Flaviern (69-96 n. Chr.) erbaut – das Kolosseum.


Amphitheater waren in den westlichen und nordafrikanischen Provinzen verbreiteter als im griechischen Osten. In Griechenland blieb das Theater der traditionelle Veranstaltungsort, auch für Gladiatorenkämpfe. In Norden von Gallien, Germanien und Britannien entstand ein Multifunktionsbau, der eine Mischung aus Theater und Amphitheater darstellte und so für verschiedenste Veranstaltungen genutzt werden konnte. Dieses Phänomen ist ein gutes Beispiel für das Verschmelzen von lokalen Traditionen mit römischen Kulturimporten.

 

Konstanze Schiemann